Die neuere Geschichte unseres Alten Hauses
Das Älteste Haus Nienburgs steht in der Kleinen Kirchstraße 2, direkt an der St. Martinskirche.
Es wurde ca 1490-1500 erbaut und gehört zur Grundbebauung um die Kirche.
Nicht ohne Grund wirkt es etwas schief, denn aus wirtschaftlichen Gründen mussten damals die natürlich gewachsenen Eichenbalken verwendet werden und so lebten dann auch die Bewohner ganz selbstverständlich auf einer schiefen Wohnebene.
Das ist heute von außen noch zu sehen, denn das Haus ist in seiner Grundsubstanz original erhalten.
Auch an der Umgebung hat sich fast nichts verändert. Die besondere Lage am Chor der St. Martinskirche ließ das nicht zu.
Man kann sich im und am Haus sehr leicht in die Zeit von vor über 500 Jahren zurückversetzen.
Die Burgen wurden damals gerade durch städtische Festungen ersetzt und mit Nienburg entstand die stärkste Festung des Mittelweserraumes.
Es war die Zeit von Kopernikus, Columbus, Riemenschneider, Dürer und Leonardo da Vinci, der in Italien mit Michelangelo wetteiferte und gerade das heute berühmteste Gemälde der Welt, die Mona Lisa, vollendet hatte.
Die Menschheit glaubte noch auf einer Scheibe zu leben und konnte sich nur hinter Festungsmauern einigermaßen sicher fühlen.
Wer so ein geschichtsträchtiges Haus betritt, atmet Geschichte. So ging es auch dem gebürtigen Bremer Jürgen Bauer, den es vom Tegernsee wieder in den Norden zog. Er suchte ein Wohnhaus in der Nähe Hannovers, um dort als Manager eines großen Konzernes eine neue Aufgabe zu übernehmen und fand durch allerlei "erstaunliche Zufälle" das Kleinod in Nienburg.
1984 wurde es gekauft und vorsichtig restauriert. Bein Ausschachten eines zusätzlichen Kellerraumes stieß man auf eine uralte Abfallgrube in der nach archäologischen Ausgrabungen, an denen sich die ganze Familie beteiligte, Glas und Tonscherben eine direkte Verbindung zu den vorherigen Bewohnern herstellten.
Bald reifte der Entschluss aus diesem "Museum" eine gastliche Stätte zu machen.
Das Cafe St. Martin war vor nunmehr 33 Jahren geboren und aus dem Industriemanager wurde ein Gastronom.
Bisher kamen 750 000 Gäste von Nah und Fern in das idyllische Haus. Es entwickelte sich zu einem besonderen Anziehungspunkt. Selbst aus Süddeutschland kamen nach Empfehlung der Nachbarn gezielt Gäste in das St. Martin und damit in das Ihnen bisher unbekannte Nienburg. Ein großer Erfolg für Haus und Stadt.
Die geschichtliche Atmosphäre ist in jedem Raum spürbar. Die alten Balken mit den erhaltenen Kopfbändern, das Kaminzimmer mit seinem anheimelnden Feuer, der vordere Raum mit den alten Kacheln oder das Gewölbe (der Rest eines Fluchttunnels) in dem man sich , 2 Meter unter der Stadt, der Welt zu- oder abwenden kann.
Das tat vor Jahren auch schon Deutschlands Wirtschaftsminister Dr. Martin Bangemann. Er verkündete damals im Gewölbe einem ausgewählten Kreis seine Wirtschafts-Visionen.
Alles hat hier eine Geschichte, die handgefertigten Tische aus dem Holz eines alten Pferdestalles oder die Tische im Kaminzimmer, die vor fast 100 Jahren in einer "Gaststätte und Lichtspielhaus" standen und in Verbindung mit einem Klavierspieler die ersten Stummfilme sahen. Kaffeekannen und Holzlöffel zeigen von vergangenen Genüssen, jahrhundertealte Türbeschläge und Schlösser an alten Holztüren tun den Gedanken und den Augen gut.
Eigentlich sollte im Dezember 2004 Schluss sein. Jürgen Bauer wollte nach über 20 jahren in Nienburg zu neuen Lebens-Ufern in Richtung Norden ziehen.
Das Cafe wurde geschlossen und das Haus sollte verkauft werden. Die Proteste und das Bedauern vieler Gäste führte dann zu den ersten Bedenken. Zu der Erkenntnis, dass aus dem Bremer inzwischen unmerklich ein Nienburger wurde, war es nicht mehr weit. Die Entscheidung wurde revidiert und das Cafe im Mai wieder eröffnet.
Eine Liebeserklärung an unser schönes Nienburg, die zur Freude vieler Menschen dazu führte, dass nicht nur das St. Martin mit seinem besonderen Inneren, sondern auch die Sommer-Idylle des romantischen Außenbereiches mit seinen Kirchennieschen erhalten bleibt.
1987 wurde das Cafe eröffnet und 2010 in eine romantische Pension umgewandelt.
Hier können Sie sich geistig mit den Zeitgenossen des Hauses aus dem 15. Jahrhundert verbinden